Denkmalgeschützte Sanierung

Ehemalige Lambertusschule in Düsseldorf wird zum Wohnobjekt

Kleinod der Neoromanik wiederbelebt

Als sehr facettenreich erweist sich die Sanierung und Restaurierung der denkmalgeschützten ehemaligen Lambertusschule in der Düsseldorfer Altstadt. Zum einen muss die Fassade des 1884 errichteten, rund 60 Meter langen Gebäudes in Anlehnung an das ursprüngliche äußere Erscheinungsbild wiederhergestellt werden. Zum anderen besteht auch im Inneren ein erheblicher Sanierungsbedarf: Sukzessive werden im Zuge einer vollständigen Entkernung alle Decken entfernt und neu installiert. Lediglich die Treppenanlage bleibt erhalten und wird um zwei Aufzüge ergänzt.

Die Kölner Projektentwickler von CORPUS SIREO als Eigentümer des im neoromanischen Stil errichteten Bauwerks beauftragten die Bauunternehmung Verfuß aus Hemer mit der Denkmalsanierung. Mit dem Abschluss der Arbeiten im Herbst 2016 verwandelt sich das ehemalige Schulgebäude in ein hochwertiges Objekt mit 14 Eigentumswohnungen unweit von Düssel, Rhein und Königsallee.

Das viergeschossige Gebäude hat eine überstrichene Fassade, die in verschieden breite Risalite mit Dreiecksgiebeln gegliedert ist. Strebepfeiler an den Gebäudekanten und Lisenen im oberen Bereich spiegeln die Neoromanik ebenso wider wie die aufwendig gearbeiteten Gesimsstreifen und Rundbögen. Verzierungen wie Palmetten und Sternblumen vervollständigen das ausgewogene Gesamtbild.

Historische Fotos als Vorlage für Restaurierung

Historische Fotos und Dokumente bilden für das federführende Rheinische Amt für Denkmalpflege in Köln eine wichtige Grundlage für die Planung der Restaurierung. So hat sich beispielsweise herausgestellt, dass es für die Rekonstruktion des Originalzustands erforderlich ist, die später eingezogenen Fensterstürze auf der Hofseite passend zum Gesamtbild durch Segmentbögen zu ersetzen. Dafür werden neue Holzfenster angefertigt, die die Ästhetik der Neuromantik aufgreifen, aber technisch im Sinne der EnEV auf dem aktuellen Stand sind.

Doch die Fenster sind bei weitem nicht die einzige Baustelle an der Außenhülle. Vielmehr muss die Substanz gesichert und teilweise rekonstruiert werden, denn das ehemals von einer Farbschicht geschützte Mauerwerk hat im Laufe der Jahrzehnte merklich gelitten.

Die Schadensdokumentation durch den Duisburger Architekten Martin Hebgen spricht den Zustand des Gebäudes an der Lambertusstraße 1 deutlich an: „Bei den technologischen Betrachtungen zum Material zeigte es sich, dass für die Gliederung der Fassade (Architekturbauteile) mind. 12 verschiedene Formziegel bzw. ornamentierte Terrakotten zum Einsatz kamen. Ca. 10 dieser Ziegel sind beschädigt, stark verwittert oder in Teilbereichen nicht mehr vorhanden (wurden bei früheren Sanierungsmaßnahmen nicht ausgetauscht).“

Ziegelduplikate für ein lückenloses Gesamtbild

Somit sind je nach Schadensbild Reprofilierungen ebenso erforderlich wie der Austausch bzw. Ersatz von geschädigten oder fehlenden Ziegeln und Formsteinen. Hierfür wurden mit Kautschukformen Abdrücke von noch intakten Steinen erstellt. Unter der Koordination des Verfuß-Projektleiters Thomas Ostermann und des Bauleiters Martin Böhm stellt das auf solche Maßnahmen spezialisierte Restauratorenteam passende Stücke aus Steinersatzmasse her.

„Der mineralische Steinergänzungsmörtel auf Sandbasis härtet in der Form aus und lässt sich zuverlässig verbauen. In dem noch nicht überstrichenen Mauerwerk sind diese Ziegel durch einen rötlichen Schimmer zu erkennen. Doch sobald wir die Fassade mit der diffusionsoffenen Farbe überzogen haben, ergibt sich ein durchgängiges und harmonisches Gesamtbild in einem an Sand erinnernden gelblichen Ton“, erklärt Martin Böhm.

Das Farbkonzept des Architekturbüro Noesser Padberg enthält klare Vorgaben. Zum Überdecken gröberer Einschlüsse wird eine Silikonharz-Füllfarbe aufgetragen. Die quarzitisch gefüllte, faserverstärkte Farbe hat rissverschlämmende Eigenschaften. Den konservierenden Abschluss bildet eine pigmentierte Silikonharz-Emulsionsfarbe, die das historische Gebäude in der vom Stadtbaumeister Bergius konzipierten Ästhetik wiederaufleben lässt.